Back- und Waschhäuschen mit Obstdörren
an der Mönsheimer Straße in Heimsheim
Geschichte
Es handelt sich um einen Buntsandsteinbau aus etwa der Mitte des 19. Jahrhunderts. Es gibt keine Baupläne oder sonstige urkundliche Erwähnungen. Vom Denkmalamt wurde auf das Alter nur durch den Umstand geschlossen, dass um 1850 herum alle Ortschaften verpflichtet wurden, für die Bevölkerung öffentliche Obstdörren zu erbauen, um den Obstreichtum in einer damals sehr vom Hunger und Überbevölkerung bedrohten Zeit zu nutzen und haltbar zu machen. Ebenfalls eine württembergische Besonderheit sind die öffentlichen Backhäuser. Sie wurden eingerichtet, damit die Feuergefahr verringert wird, aber auch, damit Holz gespart werden kann. Dies war z.B. in Baden ganz anders, wo die Backhäuser in der Regel bei jedem Haus waren.
Nutzung
Das Back- und Waschhaus mit Obstdörre wurde bis in die Mitte der Fünfziger Jahre des 20. Jahrhunderts verwendet. Es wurde nahezu unverändert erhalten, lediglich elektrisches Licht und fließendes Wasser wurde eingebaut. Danach wurde das komplette Haus einem örtlichen Glasermeister als Lagerraum übergeben. Es war ihm sogar von der Stadtverwaltung erlaubt, das Haus nach seinen Bedürfnissen umzubauen, die Öfen heraus zu nehmen oder ähnliches. Wir verdanken den kompletten Erhalt dem glücklichen Umstand, das dieser Glasermeister schon während des Krieges den Dachraum als Lagerfläche benutzt hat und unter größten Mühen das Häuschen erhielt. Er hatte, als am 18.4.1945 80 % von Heimsheim einem Bombenangriff zum Opfer fiel, berechtigtes Interesse, dass das Backhaus nicht abbrannte und hat mit seiner Familie unter Aufbietung aller Kräfte gelöscht (Als die zentrale Wasserversorgung ausfiel und kein Wasser mehr aus dem Brunnen geschöpft werden konnte, löschte die Familie sogar mit Jauche aus der Abortgrube). Das komplette Haus ist somit im Zustand von 1955, einschließlich der Waschkessel, Dörregitter, Backgeräte usw. Es hat auf einer Seite noch die Originale Tür, eine andere Tür wurde um 1900 ersetzt. Laut Denkmalamt ist es vermutlich das einzige erhaltene Gebäude in dieser kombinierten Nutzungsform überhaupt, das noch erhalten ist.
Nutzung heute
Durch den Heimatgeschichtlichen Freundeskreis wurde das Wasch- und Backhaus mit Dörre ab Herbst 2002 renoviert und steht nach Abschluss der letzten Renovierungsarbeiten seit Mai 2007 der Heimsheimer Bevölkerung, den im Kuratorium zugehörigen Vereinen und Organisationen sowie der Ludwig-Uhland-Schule zur Nutzung zur Verfügung.
Räume
Das Gebäude hat 3 Raume. Der größte Raum ist das Waschhaus mit rechts einem großen erhöhten Waschkessel, unter dem man Feuer machte, um das Wasser zu erhitzen. In der Mitte verläuft im Boden eine Rinne, in die das gebrauchte Waschwasser geschüttet wurde. Durch einen Auslauf füllte es einen Klärteich, der durch Quellwasser gefüllt wurde. An der linken Wand war ein kleinerer „moderner“ Waschkessel aus Metall. Genügend Raum für Waschbottiche zum Einweichen, Handwaschen und für Waschkörbe ist vorhanden.
Der zweite Raum ist nur durch den rechten kleinen Raum (Dörre) zu betreten. Er enthält zwei Backöfen unterschiedlicher Größe. Im größeren konnten 12 Brote gleichzeitig gebacken werden. Unter jedem Ofenloch war eine Aushöhlung, in die die Asche gekehrt wurde. Über den Backräumen befanden sich kleinere Räume für Obstdörren, die aber in anderer Weise genutzt wurden als die großen Dörren. Man wollte damit Brennenergie sparen. Durch die kurze Backzeit von Broten und Kuchen konnten nur Apfelringe und kleine Obststücke gedörrt werden.
Für größere Stücke (Birnen für Schnitzbrot, Zwetschgen) waren die beiden großen Dörren im vorderen rechten Raum. Sie wurden langsam und gleichmäßig beheizt. Die Dörre dauerte 3 Tage. Erfreulicherweise sind die Dörrgitter, auf die das Obst in Lagen geschichtet wurde, noch vorhanden.
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